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Fr, 16.02.2024

Bles­sing Iban­ga möch­te in Stein­furt bleiben

Der Sprach­kurs läuft, eine Woh­nung gefun­den, der Ver­trag beim nächs­ten Arbeit­ge­ber unter­schrie­ben: Bles­sing Iban­ga ist auf dem bes­ten Weg nach der Flucht aus der Ukrai­ne Fuß in Deutsch­land zu fas­sen. Nun droht eine Aus­rei­se nach Nigeria.

Bar­ba­ra Schon­s­chor hat zahl­rei­che Gesprä­che geführt. Mit der Aus­län­der­be­hör­de des Krei­ses, mit Men­schen aus der Poli­tik, auch Land­rat Dr. Mar­tin Som­mer ist in Kennt­nis gesetzt wor­den. Schon­s­chor betreut sei­tens des Jugend­mi­gra­ti­ons­diens­tes Bel­es­sing Iban­ga. Sie steht zusam­men mit ihrem Part­ner Peter Eig­bi­re­mo­nien im Mit­tel­punkt der Dis­kus­si­on. Das Paar, das seit April 2022 in Deutsch­land lebt, steht womög­lich vor gro­ßen Ver­än­de­run­gen: Eine Aus­rei­se nach Nige­ria steht im Raum, dort müss­ten bei­de in der deut­schen Bot­schaft vor­stel­lig wer­den, damit eine Rück­rei­se nach Deutsch­land wie­der ermög­licht wer­den kann. Denn, dass bei­de hier in Stein­furt blei­ben wol­len, ist offen­sicht­lich; die aktu­el­len Hemm­nis­se dage­gen kaum zu verstehen.

Aber von vor­ne: Iban­ga und ihr Part­ner kom­men gebür­tig aus Nige­ria, zogen vor eini­gen Jah­ren in die Ukrai­ne. Dort, Iban­ga leb­te in Sumy, 30 Kilo­me­ter von der rus­si­schen Gren­ze ent­fernt, lern­ten sie sich ken­nen, zogen zusam­men und Iban­ga begann ihr Jura-Stu­di­um. Dass die­ses nicht been­det wer­den konn­te, liegt am rus­si­schen Über­fall auf die Ukrai­ne, der am 24. Febru­ar 2022 sei­nen Anfang nahm. Eine Flucht aus dem Kriegs­ge­biet führ­te direkt nach Deutsch­land, zuerst nach Dort­mund, spä­ter nach Bochum, wei­ter nach Schöp­pin­gen und nun mit­ten in den Kreis Stein­furt: „Mitt­ler­wei­le haben wir eine zen­tra­le, zugleich bezahl­ba­re Woh­nung gefun­den“, freut sich Iban­ga über den Fort­schritt, der in den ver­gan­ge­nen Mona­ten durch inten­si­ve Sprach­kur­se, zuerst im Kul­tur­fo­rum, aktu­ell im Wei­ter­bil­dungs­kol­leg in Müns­ter sowie die Arbeit im DHL-Paket­zen­trum in Recken­feld mög­lich wurde.

Eigent­lich soll nun der nächs­te Schritt anste­hen, die Tin­te auf dem Ver­trag beim ambu­lan­ten Pfle­ge­dienst Mobilé ist längst getrock­net und die Aus­bil­dung zur Pfle­ge­fach­kraft star­tet zum 1. April des kom­men­den Jah­res. Eigent­lich. Denn: Als Dritt­staat­ler sind sie ver­pflich­tet, nach einem Jahr einen Aus­bil­dungs- oder einen Stu­di­en­platz vor­wei­sen zu kön­nen. Dass bei­de, auch Eig­bi­re­mo­nien star­tet zum 1. Febru­ar 2024 mit Unter­richt in der neu ein­ge­rich­te­ten Pfle­ge­schu­le in der ehe­ma­li­gen Niko­me­des­schu­le, ihre Ver­trä­ge bereits unter­schrie­ben haben und damit in einer Berufs­spar­te Fuß fas­sen, die sich vor dem um sich grei­fen­den Fach­kräf­te­man­gel kaum noch ret­ten kann, betont Tim Schei­pers. Der 38-Jäh­ri­ge ist Geschäfts­füh­rer bei Mobilé, der Kon­takt mit Iban­ga wur­de über Schon­s­chor her­ge­stellt: „Bewer­bun­gen aus Deutsch­land gehen qua­si auf null in unse­rem Bereich. Wir arbei­ten bereits mit sehr vie­len aus­län­di­schen Kräf­ten zusam­men, machen gute Erfah­run­gen und schlie­ßen somit auch immer wie­der gute Löcher in der Personaldecke.“

Im bes­ten Fal­le möch­te man die­sen Umweg umge­hen, damit der grad­li­ni­ge Weg wei­ter ver­folgt wer­den kann. Im schlimms­ten Fal­le kön­ne es aber zu einer Abschie­bung kom­men: „Das wol­len und müs­sen wir auf jeden Fall ver­hin­dern“, zeigt sich Schon­s­chor kämp­fe­risch. Die Hoff­nung ver­lo­ren hat die 62-Jäh­ri­ge noch nicht, weil sie etwa aus Müns­ter von ähn­li­chen Fäl­len gehört hat, in deren Lage eine Ermes­sens­dul­dung mög­lich war.

Ein­zig: Die Zeit drängt. Mit dem Antrag auf eine frei­wil­li­ge Aus­rei­se, der bis zum 8. Dezem­ber vor­lie­gen müss­te, wür­den sie einer dras­ti­schen Abschie­be­ak­ti­on zuvor­kom­men, die Taxi-Fahrt nach Düs­sel­dorf und der Flug nach Nige­ria wür­den bezahlt wer­den. Hier schüt­telt Schei­pers mit dem Kopf: „Das macht vor­ne bis hin­ten kei­nen Sinn. Wir brau­chen Fach­kräf­te in der Pfle­ge, dann haben wir Men­schen hier, die es ger­ne machen wol­len und dann ent­ste­hen sol­che Hür­den, die gleich­zei­tig dem Staat Kapa­zi­tä­ten und Geld kostet.“

Sprach­li­cher Fort­schritt und beruf­li­che Wei­ter­bil­dung sind die eine Sei­te, die ande­re ist bei Iban­ga das ehren­amt­li­che Enga­ge­ment. So setz­te sie sich zuletzt bei der Aus­stel­lung „Soweit Füße tra­gen kön­nen“ des Kul­tur­fo­rums sowie auf einer Demo­kra­tie­kon­fe­renz, in der The­men wie uni­ver­sel­le Men­schen­rech­te the­ma­ti­siert wur­den, ein. Für Iban­ga ist klar: „Ich füh­le mich hier wohl, ich möch­te wei­ter in Deutsch­land blei­ben.“ Die Rea­li­tät ist alles ande­re als gesichert.

Text: Lucas Pals, West­fä­li­sche Nach­rich­ten. Vie­len Dank!

Aktu­el­ler Bericht aus der Pres­se (WN)

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